Bestimmungsgründe der Wohnqualität am Beispiel zweier Wohnhausanlagen in Wien
Inge Schrattenecker


Die Ziele der Stadtentwicklung änderten sich mit Ende der 80er Jahre, unter anderem aufgrund der politischen Umbrüche in den östlichen Nachbarländern grundlegend. Der prognostizierte Bevölkerungszuwachs für Wien und der damit im Zusammenhang stehende erhöhte Wohnungsbedarf führte 1991 zu einer Überarbeitung der Leitlinien für die Stadtentwicklung. Die strategischen Ziele des neuen Stadtentwicklungsplanes 1994, waren neben der Fortführung der Stadterneuerung eine verstärkte Stadterweiterung mit einer Neuformulierung der Qualitätsgrundsätze. Das Ergebnis war, daß neue Stadtteile geplant und innerhalb kürzester Zeit auch gebaut wurden.
Die neuen Stadtteile, gestützt auf eine "neue" Planungskultur wurden unter dem Ziel "zeitgemäße Wohnformen mit integrierten Arbeitsplätzen, hochwertigen Grünräumen und zukunftsfähigen Verkehrssystemen" geplant. Begriffe wie ökologisch und sozial orientierte Stadtentwicklung, Nutzungs- und Bewohnerdurchmischung, Stadtteilmanagment usw. kennzeichnen die Idee einer qualitativ hochwertigen Stadtentwicklung der 90er Jahren.
Um früher begangenen Problemen im Wohnbau entgegenzuwirken wurden zusätzlich neue Methoden und Instrumente wie die Bauträgerwettbewerbe, Grundstücksbeirat, Wohnmodelle mit Mitbestimmung, Wohnanlagen für bestimmte Bewohnergruppen ( "Sun-City", autofreie Mustersiedlung, Frauen-Werk-Stadt, Homeworkers...), eingesetzt, welche die Steigerung der Qualität in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht verfolgen.

Die Zufriedenheit mit dem eigenen Wohnraum ist ein zentraler Bestandteil der Lebensqualität. Wohnwünsche bzw. Wohnbedürfnisse verändern sich einerseits durch allgemeine Trends (Single-Haushalte, Zuwachs an Wohnraum, Einkommenssituation der privaten Haushalte,..), andererseits durch eine permanente Veränderung der Lebenssituation. Die Wohnformen und Bebauungsformen versuchen sich immer wieder diesen geänderten Wohnwünschen anzupassen.

Die Leitfragen der Arbeit lauten: - Inwieweit haben sich die Qualitätskriterien im Wohnungsbau verändert?
- Ist im Vergleich der beiden ausgewählten Beispiele eine Veränderung ablesbar?
- In welcher Form ist Wohnqualität definier- und planbar?
- Gibt es eine Diskrepanz zwischen allgemeinen Wohnwünschen, daraus abgeleiteten Qualitätskriterien und der gebauten Realität?

Im Zentrum der Arbeit steht die Wohnqualität in Theorie und Praxis.
Aufbauend auf eine allgemeine Begriffserklärung zum Thema Wohnen werden ausgewählte soziale, städtebauliche und ökologische Komponenten der Wohnqualität diskutiert.
Anhand der Wohnhausanlage "Am Schöpfwerk" als Beispiel der 70er Jahre und des Stadterweiterungsgebietes Langobardenstraße als Beispiel der 90er Jahre wird die gebaute Realität näher dokumentiert und verglichen. Die wesentlichen Unterschiede in Hinblick auf die Planungsgeschichte, Bebauungsform, das Wohnumfeld und die Freiraumstruktur werden dabei herausgearbeitet. Die Art der städtebaulichen Konzepte und die Frage nach den Zielformulierungen der Architekten, Bauträger und Politik wird zusätzlich behandelt.

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